Geboren zu Játiva 1588, Gestorben zu Neapel 1656.
Spanisch-Neapolitanische Schule
Ribera gehört gewiss nicht zu den Künstlern, die in der besonderen Gunst des Publikums stehen. Seine herben und nicht selten hässlichen Gestalten, seine oft abschreckenden Darstellungen, seine schwarzen Schatten, seine Farblosigkeit sind so wenig bestechend, dass der Laie darüber seine zum Teil hervorragenden künstlerischen Eigenschaften nur zu leicht übersieht. Und doch gehört gerade ein Gemälde Riberas zu den populärsten Bildern der Dresdener Galerie, die unter dem Namen der Maria von Ägypten bekannte kniende weibliche Heilige. Eigenartigkeit der Darstellung, leuchtende Färbung, Anmut der Erscheinung und Schönheit der jugendlichen Züge verbunden mit der Keuschheit der Auffassung geben diesem Bilde einen ungewöhnlichen Reiz. Die Darstellung ist erst in neuester Zeit richtig gedeutet worden. Dass in der Heiligen die Büsserin Maria von Ägypten dargestellt sei, hatte man aus ihren langen Haaren geschlossen, die ihren nackten Leib dicht wie ein Kleid umgeben. Aber für diese Heilige würde die fast kindliche Jugend ebensowenig zutreffen, wie das offene Grab, denn sie starb in der Wüste, wo ein mitleidiger Löwe ihr das Grab scharrte. Die Jungfrau ist vielmehr die heilige Agnes, eine edle Römerin, die in die Heirat mit einem Heiden nicht einwilligen wollte und deshalb ihrer Kleider beraubt und nackt in eine Zisterne gesperrt wurde; aber der Himmel erbarmte sich ihrer: das Haar wuchs ihr so lang und dicht, dass es sie wie ein Kleid umhüllte, und ein lichter Schein umgab sie, so dass niemand sie zu berühren wagte.